Gewogene Zeit

Die Jahre vor einem nehmen ab, die hinter einem zu.
«In mancher Hinsicht läuft der Sand sogar rascher, wenn er weniger wird. Aber: Der Fluss kann auch stillstehen; die Zeit wird breiter, der Augenblick tief. Wir quantifizieren alles, auch die Zeit – aber plötzlich will sie gewogen sein, nicht gemessen. Gottfried Keller sagte einmal: ‹Ein Tag kann eine Perle sein und ein Jahrhundert nichts.› Diese andere Zeitrechnung muss einem nicht erst im Alter dämmern. Was für ein Zeitgewinn, wenn man etwas lassen kann. Gelassenheit. Muss man sich die erst vor dem Tod wünschen? Sie wäre doch das beste Teil der Lebenskunst. Aber in den Schoss fällt sie keinem. Etwas geübt sein will sie schon.» – Adolf Muschg

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